Kompetente Hilfe vor Ort
TelefonSeelsorge: 60 Jahre Hilfe am Telefon
„Bevor Sie Selbstmord begehen, rufen Sie mich an!“ inserierte 1953 ein Pfarrer in London vor mittlerweile 60 Jahren. Er legte damit den Grundstein für eine weltweite Bewegung mit über 400 telefonischen Anlaufstellen in allen Kontinenten.
1956 entstand aus dieser Idee die Telefonseelsorge in Deutschland. Die erste Einrichtung in Berlin nannte sich „Lebensmüdenberatung“ und hatte das Ziel, der hohen Zahl an Selbsttötungen begegnen zu können.
Mittlerweile sind in Deutschland über 8000 haupt- und ehrenamtliche Seelsorger in über 105 regionalen Telefonseelsorgestellen aktiv. Die Anonymität und die Erreichbarkeit rund um die Uhr machen den Anrufern die Kontaktaufnahme gerade zu sehr emotionalen und schambesetzten Themen leicht.
TelefonSeelsorger werden mit unterschiedlichen Lebensthemen konfrontiert, der Gedanke an Suizid ist eines von vielen und eines der belastendsten.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den 10. September zum Welt-Suizid-Präventionstag erklärt. Denn jährlich nehmen sich weltweit rund eine Million Menschen das Leben. 2011 starben in Deutschland 10.144 Menschen durch Suizid.
Durch Selbsttötung sterben mehr Menschen im Jahr, als durch Verkehrsunfälle, Mord, illegale Drogen und Aids zusammen!
Suizid, so die Fachleute von der TelefonSeelsorge, ist nie eine Entscheidung, die leichtfertig getroffen wird. In der Regel entwickelt sich der Gedanke an den eigenen Tod als Lösungsversuch am Ende einer langen Zeit belastender Lebensumstände und alternativer Lösungsversuche.
Die Belastungen, die Betroffene in dieser Zeit empfinden, sind der Umwelt oft grundsätzlich bekannt. Das Ausmaß der Verzweiflung können die Mitmenschen jedoch oft nicht richtig einordnen. Auch die in Gesprächsführung geschulten Mitarbeitenden in der TelefonSeelsorge müssen sehr genau hinzuhören, um die Verzweiflung und Perspektivlosigkeit wahrzunehmen, die zu Selbsttötung führen kann. Über Suizidgedanken sprechen Menschen oft in Andeutungen. Suizidprävention bedeutet für Mitarbeitende in der TelefonSeelsorge deshalb, auch verschlüsselte Botschaften richtig zu deuten und dann erreichbar zu sein, wenn Hilfe gebraucht wird, also rund um die Uhr.