TelefonSeelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen


Jahresbericht 2011

Kein Leben ohne Schuld – und wie wir damit umgehen können

Schuld als offenes und verdecktes Thema in der Arbeit der TelefonSeelsorge

Das heikle Thema Schuld ist auf vielfältige Weise im Alltag der TelefonSeelsorge präsent. Ob am Telefon, in der Mail-Beantwortung, im persönlichen Gespräch bei einer Krisenbegleitung, Menschen schildern im geschützten Raum, wie sie leiden, sei es als Opfer, die durch andere nachhaltig verletzt worden sind, sei es als Täter, die das Leben anderer beschädigt haben, sei es als Menschen mit der Erfahrung existentieller Schuld, die hinter den eigenen Lebensmöglichkeiten zurückbleiben. Häufig leiden sie unter diffusen Schuldgefühlen, deren Quelle, deren Sinn und deren Verarbeitung ihnen dunkel bleibt. Wie reagieren wir im seelsorglichen Beratungsgespräch? Natürlich verbietet es sich, dass wir uns zum Richter aufspielen und Schuld bewerten oder gar einreden. Doch auch das gegenseitige Verhalten ist, so unsere Erfahrung, nicht hilfreich, wenn Schuld ausgeredet oder bagatellisiert wird. Denn eine solche wohlgemeinte Entschuldung nimmt das Gegenüber in seinem Schuld-Erleben nicht ernst. Angemessener ist es, so die Trauerforscherin Chris Paul, zu beobachten und wertzuschätzen, was an Gedanken und Gefühlen in den Schuldgeschichten des Gegenübers sich regt, ohne zu bewerten oder sich als Richter, Ankläger oder Verteidiger in die Schuldgeschichte verstricken zu lassen. Weil, wie bei allen heiklen Beratungsthemen, die Reflexion des persönlichen Umgangs mit dem Thema unabdingbare Voraussetzung ist, um eigenes und fremdes Erleben unterscheiden und in der notwendigen anteilnehmenden Distanz dem Ratsuchenden begegnen zu können, wurde eine selbstwahrnehmungsorientierte Fortbildung zum Thema „Umgang mit Schuld“ für Juni 2011 konzipiert.

Olaf Meier

Wer mehr über die inhaltliche Arbeit der TelefonSeelsorge, und die Zahlen des Jahres 2011 wissen möchte, der findet den vollständigen Bericht hier: Jahresbericht 2011