TelefonSeelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen


„Suizidalität und selbstdestruktives Verhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“

47. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention

11. – 13. Oktober 2019 in Regensburg

Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention richtet im Jahr zwei Tagungen aus, eine im Frühjahr in der Reisensburg in Bayern und eine im Herbst in wechselnden, oft attraktiven Städten. Im vergangenen Jahr war Frankfurt der Veranstaltungsort, im kommenden Jahr wird es Bielefeld sein und in diesem Herbst war es Regensburg.

Die Herbsttagung ist die praxisbezogenere von beiden Tagungen: Es gibt Vorträge zu aktuellen Themen aus der Suizidprävention, am Samstagnachmittag Workshops zur Vertiefung der Themen. Dieses Jahr beschäftigte sich die Tagung mit Suizidalität und selbstdestruktivem Verhalten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Der Zusammenhang von Suizidalität und Selbstverletzung, Sucht als Risikofaktor für Suizidalität, selbstdestruktives Verhalten und Suizidalität vor dem Hintergrund von Bindungsdynamiken in der Familie, Therapie nach traumatischen Erfahrungen – alles spannende Vortragsthemen. Auch selbstschädigende Aktivitäten von jungen Menschen im Netz wurden thematisiert, die Online-Suizidprävention- U 25 stellte sich vor und das NASPRO (Nationales Suizidpräventionsprogramm für Deutschland) präsentierte den aktuellen Stand seiner Arbeit.

Ein abwechslungsreiches Programm mit unterschiedlichen Akzenten machte die Tagung informativ und unterhaltend.

Für die schöne Stadt Regensburg blieb leider wenig Zeit, wie das bei solchen Tagungen so ist. Die organisierten Stadtführungen fanden statt, als die Workshops noch in vollem Gang waren. Schade. Der Gesellschaftsabend bot Gelegenheit, im alten und traditionsreichen Dollinger-Saal im Rathaus ein Abendessen zu genießen und die wirklich hörenswerte Stadt-Kabarettistin Inge Faes kennen zu lernen.

Was hat nun die TelefonSeelsorge mit der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention zu tun?

Die TelefonSeelsorge als Bundesverband und auch einzelne TelefonSeelsorgestellen sind Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention. Traditionell nehmen Haupt- und Ehrenamtliche an den Tagungen teil. Eigentlich. In den vergangenen Jahren war der suizidpräventive Einsatz der TelefonSeelsorge hier nicht mehr genügend wahrnehmbar, TS-Mitarbeitende traten wenig in Erscheinung. Zunehmend prägte der ärztlich-medizinische Blick auf Suizidalität den Inhalt dieser Tagung. Das muss nichts Schlechtes sein, zeigt aber nur einen Ausschnitt von dem, was in der Suizidprävention möglich ist und aktuell geleistet wird. Silke Grégorie (Hauptamtliche in Bonn) und Rosemarie Schettler (Hauptamtliche in Duisburg) sind seit 2018 als offizielle Vertreterinnen der TelefonSeelsorge in die DGS beauftragt und boten in diesem Jahr in Regensburg einen Workshop an: Suizidprävention und TelefonSeelsorge – Was Suizidale im Kontakt entlasten kann. 18 Personen besuchten den Workshop, 17 von ihnen kamen aus TelefonSeelsorge-fernen Arbeitsbereichen (Sozialpädagoginnen, angehende Therapeutinnen, Ärzte, Psychologen u.a.). Die Teilnehmenden zeigten großes Interesse daran zu erfahren, wie die Mitarbeitenden in der TelefonSeelsorge Suizidalen begegnen, welche Haltung sie ihnen gegenüber einnehmen und wie sie die Beziehung in den verschiedenen Angeboten der TS gestalten. Deutlich wurde, dass die anonyme Arbeitsweise der TelefonSeelsorge suizidalen Menschen eher erlaubt, ihre Suizidgedanken, ohne Angst vor möglichen Konsequenzen auszusprechen. Die Erfahrung, ernst genommen zu werden und Gesprächspartner auf Augenhöhe zu sein, kann Spielraum schaffen, um dem Leben noch eine Chance zu geben, wenigstens für den Moment, und ermutigen, weiterführende Hilfe in Anspruch zu nehmen. Beeindruckt zeigten sich die Teilnehmenden von dieser Haltung und Gesprächsführung in der TelefonSeelsorge.

Mit der lebhaften Resonanz waren die Workshop – Leiterinnen Silke Grégorie und Rosemarie Schettler sehr zufrieden. Nun hoffen beide auf eine stärkere Teilnahme der Mitarbeitende der TelefonSeelsorge an den DGS-Tagungen. Zur Weiterbildung in der Suizidprävention dienen sie allemal.

Silke Grégorie,  Diplom-Psychologin, Hauptamtliche in Bonn/Rhein-Sieg

Rosemarie Schettler,  Diplom-Sozialpädagogin, Hauptamtliche in Duisburg Mülheim Oberhausen