in Corona-Zeiten
Als Mitte März einschränkende Corona-Schutzmaßnahmen eingeleitet wurden, stieg sprunghaft die Zahl der Anrufe, der Mails und Chats. Gut aufgestellt mit einem Telefon 24 Stunden am Tag und einem zweiten Telefon 12 Stunden am Tag konnte die im März um 22% gestiegene Zahl der Anrufe aufgefangen werden. Inhaltlich standen am Anfang viele Fragen zu Ansteckungswegen, Risikoeinschätzung und Ängste vor dem Ungewissen im Vordergrund. Mittlerweile werden die Folgen der Pandemie thematisiert, wie etwa der Verlust des Kontaktes zu Kindern und Enkeln, Fehlen von Besuchsmöglichkeiten von Angehörigen in Pflegeeinrichtungen, Rückfall in eine psychische Krise wegen ausbleibender Therapie und fehlender Kontakt- und Bewegungsmöglichkeiten, Sorge um die Sicherung der eigenen Existenz.
Bei den Themen am Telefon ist der rapide Anstieg des Themas „Ängste“ im März und des Themas „Einsamkeit“ im März und April bedeutsam. Dieser Trend hält bis heute an: Ängste und Einsamkeit werden häufiger thematisiert als vor Corona. Das Thema „körperliche und seelische Gewalt“ wird im Mai und Juni stärker wahrgenommen – vielleicht ein Indiz für die Auswirkungen des länger anhaltenden Lock-Downs.
Bislang ist kein einziger Dienst ausgefallen – und das, obwohl 20 von 120 Ehrenamtlichen aufgrund der Corona-Gefährdung mehrere Monate lang keinen Dienst machen konnten. Entstehende Lücken wurden und werden stets durch KollegInnen gefüllt – Zeichen einer hohen Motivation und einer hohen Verbindlichkeit der Ehrenamtlichen. Die Hauptamtlichen versuchen, diese Motivation zu stärken, indem sie mit allen Diensthabenden sprechen, wöchentlich Rundmails konzipierten und Kontakt zu den Mitarbeitenden halten, die corona-bedingt lange Zeit keinen Dienst tun konnten – Seelsorge an SeelsorgerInnen sehen sie augenblicklich als ihre vordringliche Aufgabe.
Auch die anderen Dienste neben dem Telefon – Krisenbegleitung, Mail-Seelsorge – und ab Jahresanfang neu – Chat-Seelsorge, konnten unter veränderten Bedingungen weiterarbeiten.